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Fruktose und Stoffwechsel

Aktualisiert: 8. März

Die Fruktose ist ein Einfachzucker (Monosaccharid) und gehört somit zur Familie der Kohlenhydrate. Der auch häufig genannte Fruchtzucker kommt natürlicherweise hauptsächlich in Obst und stärkehaltigen Gemüsesorten wie Mais vor und ist im Vergleich zu anderen Zuckerarten verhältnismäßig süß. Obwohl es seit einiger Zeit immer kritischere Stimmen zur Fruktose gibt, hält sich häufig noch das Vorurteil, dass die Fruktose „ja immer noch der bessere Zucker sei, da er ja schließlich aus der natürlichen Frucht komme“. Aber stimmt diese Aussage tatsächlich so?

Die Antwort auf diese Frage finden wir, wenn wir verstehen, wie Fruktose im Körper verstoffwechselt wird und in welcher Form sowie Dosis wir die Fruktose zu uns nehmen. Die Fruktose wird zunächst entweder in reiner Form aufgenommen oder als Zuckerverbindung z.B. als Saccharose (Disaccharid) in Haushaltszucker.


Exkurs Kohlenhydratverdauung:

Für alle Kohlenhydrate in Form von Disacchariden und Polysacchariden gilt zunächst folgender Verdauungsweg. Die ersten Aufspaltungen finden bereits im Mund über die Speichelamylase statt. Im Magen angekommen findet aufgrund des sauren Milieus vorerst keine weitere Aufspaltung der Kohlenhydrate statt. Diese „warten“ nur darauf, in den Dünndarm weitergeleitet zu werden. Im Dünndarm wird unter dem Enzym Pankreasamylase weiter aufgespalten, bis nur noch Disaccharide vorhanden sind. An der Darmwand des Dünndarms befinden sich im weiteren Verlauf dann die sogenannten Disaccharidasen, welche die Disaccharide bei Kontakt dann letztendlich in die benötigten Monosaccharide aufspalten. Über unterschiedliche Transportmechanismen gelangen diese Einfachzucker dann in die Pfortader und somit in den Blutkreislauf.


Wenn die Fruktose als Monosaccharid (z.B. im Obst) aufgenommen wird, benötigt sie auf dem Weg in den Dünndarm keine weitere Aufspaltungsschritte mehr. Im Dünndarm findet dann die Fruktose-Resorption statt. Als Transportmechanismus dient dabei hauptsächlich das Protein GLUT 5. Dieses verpackt die Fruktose und schleust sie durch die Darmwand in das Blut. Die Besonderheit bei der Fruktose-Resorption ist, dass sie passiv stattfindet und sich an dem Konzentrationsgefälle zwischen dem Zellinneren und der Umgebung außerhalb der Zelle orientiert. Dabei ist irgendwann das Zellinnere mit Fruktose gesättigt. Eine weitere Aufnahme ist nicht möglich. Die Aufnahmekapazität eines gesunden Erwachsenen beträgt pro Tag ca. 20-50 Gramm Fruktose insgesamt. Genau hier wird das erste Problem mit der Fruktose sichtbar: Die tägliche Aufnahmekapazität ist schlichtweg begrenzt!


Was passiert aber nun, wenn die tägliche Aufnahme über die Nahrung größer ist?

Fruktose, die nicht durch die Darmwand in das Zellinnere gelangt, wandert weiter in den Dickdarm. Dieser Vorgang wird Fruktosemalabsorbtion genannt. Hier wird sie unter Gärung zu Kohlendioxid und Alkohol vergärt. Das Kohlendioxid macht sich dann in der Folge als Blähungen bemerkbar. Der Alkohol muss über die Leber abgebaut werden. Die Energie der Fruktose, die über diesen Weg übrig bleibt, wird in der Leber zu Fettsäuren und Glykogen umgebaut. Zwar werden ein Teil der Fettsäuren dann über die Blutbahn zu den Fettdepots im gesamten Körper transportiert, jedoch bleibt der Großteil dieser Fettsäuren direkt in der Leber. An dieser Stelle tritt das nächste Problem mit der Fruktose zu Tage: Die überschüssige Energie aus der Fruktose-Aufnahme wird direkt in der Leber als Fett gespeichert.


Die Folge:

Bei regelmäßig überhöhtem Verzehr von Fruktose kann es somit zur sogenannten Nichtalkoholischen Fettleber kommen. Diese trägt entscheidend zum Krankheitsbild des metabolischen Syndroms bei und kommt meist mit anderen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Adipositas vor. In den USA ist die Nichtalkoholische Fettleber inzwischen die häufigste Lebererkrankung. Durch den übermäßigen Fruktose-Stoffwechsel sowie der Fetteinlagerungen in der Leber kommt es zu Stoffwechselstörungen, die Entzündungsprozesse im Körper zu Folge haben können. So gibt es Studienergebnisse, die den direkten Zusammenhang zwischen hoher Fruktose-Aufnahme und der verstärkten Fetteinlagerung (Lipogenese) nachweisen, infolge derer es zu einem verstärkten Anstieg der Triglyceride kommt. Auch andere Hinweise darauf, dass hoher Fruktose-Konsum entzündliche und stoffwechselstörende Prozesse im Körper verstärkt und auslöst, verdichten sich seit Jahren in der Forschung. So zeigen Studien im Tierversuch, dass die Insulinsensitivität in der Leber und im gesamten Körper bei hoher Fruktose-Zufuhr abnimmt und es teils zu signifikanten Anstiegen immunologischer Marker wie beispielsweise dem „Tumornekrosefaktor“ kommt. Dieses Zytokin ist normalerweise an der Steuerung von Immunreaktionen wie Fieber beteiligt.


Die Wirkung von Fruktose im Überblick:

➔ Fruktose ist vom Insulin unabhängig und kann das appetitanregende Hormon Ghrelin nicht unterdrücken. Beides führt zu einer deutlichen Verzögerung des Sättigungsgefühls.

➔ Überschüssige Energie aus der Fruktose-Aufnahme wird vermehrt als Fettgewebe in der Leber gespeichert – Verstärkte Lipogenese in der Leber und im gesamten Körper.

➔ Verringerung der Insulinsensitivität und somit Gefahr dauerhaft erhöhter Insulinspiegel.

➔ Begünstigung aller Erkrankungen des metabolischen Syndroms.

➔ Störung der Darmflora durch Begünstigung negativer Darmbakterien. Dadurch finden Parasiten und Pilze einen guten Nährboden und schwächen die Immunabwehr.

➔ Verstärkte Harnsäureproduktion durch Abbau der Fruktose im Darm. Dadurch wird die Entstehung von Gicht und Nierensteinen begünstigt.

➔ Begünstigung entzündlicher Prozesse im gesamten Körper.

➔ Übersensibilisierung- und Aktivierung der Immunabwehr.


Das abschließende Problem mit der Fruktose ist die omnipräsente und stetig steigende Verfügbarkeit dieses Zuckers. Fruktose ist durch die industrielle Herstellung, größtenteils aus Mais, kostengünstig zu produzieren. Aufgrund der hohen Süßkraft werden vergleichsweise geringe Mengen benötigt, um Softdrinks und Fertigprodukte zu süßen. Das spart Kosten für die Herstellung. Sogenannte „Zuckerfreie Produkte“ dürfen sogar mit diesem Slogan werben, wenn statt Haushaltszucker z.B. Fruktose- oder Invertzuckersirup zum Einsatz kommt. Somit ist die Fruktose in industrieller Nahrung gar nicht mehr wegzudenken und wird vermutlich weiter an Bedeutung gewinnen. Ist man sich bewusst, welche Auswirkungen dieses Zuckermolekül auf unseren Stoffwechsel hat, sollte jeder beim nächsten Einkauf genau darauf achten, was im Einkaufswagen landet. Dabei bedenken, dass auch Haushalts- und Rohrzucker Fruktose enthält!



Quellen:

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